Verspannungen der Nackenmuskulatur

Die häufigste Ursache ist eine Schwäche der Schultergürtelmuskulatur und des mittleren Rückens. Die nach vorne / unten hängenden Schultern bewirken eine Druckerhöhung unter dem Schulterdach. Dies bewirkt langfristig Verschleißerscheinungen der Schulter. Lesen Sie weiter unten im diesen Abschnitt Haltungsschaden am Beispiel der Schulter

Definition

Mehr oder weniger stark ausgebildeter Hartspann der Muskeln im Nackenbereich. Betroffen sind entweder größere Muskelbereiche, die teigig verspannt sind oder kleinere Bereiche, die knotig verhärtet sind, sog. Myogelosen.

Insbesondere der Trapezmuskel und der Ansatzbereich des Schulterblatthebemuskels am inneren oberen Schulterblattwinkel neigen zu Verspannungen.

Auslösende Momente

Hauptursache ist eine zu schwache Schultergürtel-Nackenmuskulatur (abstehende Schulterblätter, nach vorne/unten hängende Schultern, Rundrücken). Die Muskeln sind von ihrer Haltearbeit überfordert, sie verkrampfen.
Außerdem reagieren schwache Muskeln auf Stress und Zugluft leichter mit Verkrampfungen als kräftige Muskeln.

Schmerz-Ursache

Verminderte Muskeldurchblutung, der Muskel wird "sauer". Wir sprechen von einem "ischämischen" Muskelschmerz. Zur Entstehnung des Schmerzes finden Sie Informationen unter Muskelschmerzen

Beschwerdeverlauf

Passagäre Muskelverspannungen durch Zwangshaltungen gehören zum normalen Leben. Sie verschwinden schnell, wenn eine entspannte Körperhaltung eingenommen wird. Permanente Muskelverspannungen wegen zu schwacher Muskulatur (Fehlhaltung der BWS und des Schultergürtels) lösen sich nicht, solange die Muskelschwäche/Fehlhaltung besteht. Länger bestehende Myogelosen sind in der Regel irreversibel.

Verhaltensregeln

Vermeidung von Zwangshaltungen. Aufrechtes und lässiges Sitzen im Wechsel. Nackenmuskulatur zwischendurch immer mal wieder dehnen.



Jeder kann selbst vorbeugen

Therapie

Banale Muskelverspannungen sind kein Grund für eine medizinisch notwendige Heilbehandlung. Permanente Muskelverspannungen wegen Muskelschwäche und Fehlhaltung eigentlich auch nicht. Jeder kann sich selbst behandeln.
Lesen Sie dazu unter 3 "Therapie-Angebote" das Kapitel "Prävention von Rückenschmerzen". Das Problem liegt in den nicht harmlosen Folgewirkungen der zunächst als Warnsignal zu verstehenden Verspannungen.

Haltungsschwäche

  • Überlastung der HWS

  • Bandscheibenverschleiß, Wirbelgelenksblockaden

  • Überlastung der Schulter

  • Überlastung des Schultereckgelenkes

  • Überlastung des Gelenkes zwischen Schlüsselbein und Brustbein. Lesen Sie dazu das Kapitel Lesen Sie dazu den Abschnitt
    "Haltungsschaden am Beispiel der Schulter" weiter unten.

In der Regel wird der Arzt nicht wegen den Verspannungen aufgesucht, sondern wegen HWS- und Schul- terbeschwerden. Spätestens dann, wenn diese Folge- erscheinungen auftreten, besteht Anlass für eine medizinisch notwendige Behandlung.

Kräftigungs-Therapie

Primäres Ziel muss sein, die Schwäche des gesamten Schulter-Nackenbereiches einschließlich der HWS-Muskulatur durch gezieltes Krafttraining zu beseitigen. Lesen Sie dazu unter 3 "Therapie-Angebote" das Kapitel "MedX-Therapie".

Massagen sind keine Lösung

Massage allein kann die Verspannungen allenfalls kurzfristig lindern, sie beseitigt aber das ursächliche Problem, die Muskelschwäche, nicht. Je kräftiger die Muskulatur durch Training wird, desto mehr lösen sich die Verspannungen auf. Nicht selten kommt es vor, dass rebellische Myogelosen zu immer neuen Verspannungen führen und auch immer wieder Wirbelgelenksblockaden auslösen. In diesen Fällen hat sich die Infiltration der Myogelosen bewährt.

Haltungsschaden am Beispiel der Schulter

Es ist meistens nicht bekannt, daß der Verschleiß der Schulter die langfristige Folge einer Haltungsschwäche ist.

Zum Verständnis:
Der Arm und das Schulterblatt, also die gesamte obere Extremität, hat mit dem Brustkorb nur eine einzige knöcherne Verbindung: das Schlüsselbein. Es hat die Funktion einer "Distanzstange", die das Schulterblatt und den Arm auf Distanz zum Brustkorb hält.

Das Schulterblatt gleitet, von Muskeln geführt, auf dem Brustkorb. Bei der typischen Haltungsschwäche (abstehendes Schulterblatt, nach vorne/unten hängende Schulter) kommt es zu einer permanenten Druckerhöhung in der Längsachse des Schlüsselbeines und somit in seinen Gelenken:

  • im Schultereckgelenk (Gelenk zwischen Schlüsselbein und Schulterecke - etwas seitlich gelegen vom BH-Träger). Es entwickelt sich mit der Zeit eine Arthrose

  • im Gelenk zwischen Schlüsselbein und Brustbein, also im unteren vorderen Halsbereich. Hier entwickelt sich eine Subluxation und eine Arthrose, erkennbar an einer Buckelbildung über dem Gelenk.

Außerdem kommt es bei hängender Schulter zu einer permanenten Druckerhöhung unter dem Schulterdach. Dies ist der Gleitraum zwischen dem Oberarmkopf und dem Eckfortsatz des Schulterblattes. Durch diesen Gleitraum ziehen:

  • die Rotatorenmanschette, ein Muskelmantel, der den Oberarmkopf umhüllt. Er ist wichtig für die Anhebung des Armes

  • die lange Sehne des Bicepsmuskels des Oberarmes

  • Schleimbeutel bilden die Gleitschichten.

Die permanente Druckerhöhung führt zu Reizung und Verschleiß der Strukturen.

Die akut schmerzhafte Schleimbeutelentzündung ist noch die harmloseste Folge der Haltungsschwäche.

Problematisch ist die Degeneration bzw. die Ruptur der Rotatorenmanschette. Eventuell muss operiert werden. Auch dann kann, neben Schmerzen, eine Gebrauchseinschränkung der Schulter bestehen bleiben.

Die Ruptur der langen Bicepssehne ist primär ein kosmetisches Problem. Sie wird nicht operiert. Der Biceps kann auch über seine kurze Sehne die Beugung im Ellenbogen ausführen. Funktionell ist nachteilig, dass die lange Bicepssehne den Oberarmkopf in der Schultergelenkspfanne zentriert. Fällt diese zentrierende Funktion wegen Sehnenruptur weg, rutscht der Oberarmkopf nach oben aus seiner Pfanne heraus und erhöht den Druck auf die Rotatorenmanschette unter dem Schulterdach.

Der Schultergürtel ist ein gutes Beispiel für die Verkettung von Haltungsschwäche und Haltungsschaden.

Vorbeugung

Lesen Sie dazu unter 3 "Therapie-Angebote" das Kapitel "Prävention von Rückenschmerzen".